… ist ein eigenwilliges, poetisches, sperriges Gebilde, zwischen Performance und Theater. wenigtheater unternimmt Fremdgänge, theatrale Exkursionen, Reisen. Ist immer interessiert an einer Recherche der augenblicklichen Realität. Und immer interessiert am gesprochenen Wort und seines aufregenden Einsatzes.

 
Fassbinder. Ein Theaterfremdgang von Regina Wenig / Castrop-Rauxel, Foto: Volker Beushausen

Fassbinder. Ein Theaterfremdgang von Regina Wenig / Castrop-Rauxel, Foto: Volker Beushausen

 
 

A …these are but wild and whirling words  

WENIGTheater gewinnt seine ganz eigenen Theater- und Performancetexte aus Interviews, aus mündlichen Texten. Aus diesem wortwörtlichen Material (mit ähs, Versprechern, dem jeweiligen ganz eigenen Sprechen entstehen dann – mittels Collage, Sampeln, Verknappung... –  im Computer und auf den Proben eigenwillige, sehr moderne, poetische Textflächen.

Sprache unterm Brennglas – sprachliche Momentaufnahmen der Stadt und der Menschen in Deutschland  werden geschaffen.

BISLANG WURDEN BEFRAGT:

Thema «Menschen ohne Papiere»

der schwarze Mann vom Bahnhofsviertel, die vietnamesische Putzhilfe aus dem Taunus, der Südamerikaner «Hola, wie geht's», der im Park eine Frau kennen lernen will, die Frau aus dem Ex Jugoslawienkrieg


Thema Ankommen / Da-Sein / Abschiednehmen / «Asking Rhein Main»

eine Langstreckenpilotin, ein Anwalt für Asylrecht, der Hafenmeister von Frankfurt am Main, zwei Bestatterinnen, ein Erfinder alter Dinge, mein Schwiegervater, eine Hebamme, EZB Banker; Taucher im Main


Thema «Gut und Böse. Eine Stadt fragt ihre Profis»

das (langweilige) Gute (meist abewesend) und das faszinierende Böse, ein Räuber, mehrere Opfer, Kriminal- und Schutzpolizei, ein (uns bekannter) Jazz-Musiker, der einen Staatsanwalt spielte, der Jazz Gitarre spielte, ein Mönch, noch ein Mönch,der Rabbi, der keine Zeit für Interviews hat, ein Türsteher aus dem Rotlicht, ein Wanderer zwischen den Welten, der Wirtschafter eines Bordells, ein Richter, ein Starwars Fan, die Antwältin, aus dem egoshooter Bereich: ein Spielentwickler, genannt Senior Narrative Designer, die Erzieherin, genannt Bezugsperson, der Imam, der auch Gefängnisseelsorger ist, Kylo Ren....

«Die Bleibücher von Frankfurt – Ich weiß, was du glaubst, was ich denke»

ein Deutsch-Iraker und Lehrer, säkulare Jüdin, Studentin, Anne Frank, eine Muslima, auch Handballerin, ein Nachwuchspolitiker der jungen Alternative für Deutschland, eine Feministin, die nach Afrika fliegt, die Zwillinge, ein konvertierter muslimischer Skater …

B Pop-up-Theater

wenigtheater ist ein Pop-up-Theater. Es hat kein festes Haus, keinen fixen Ort, nein!, am Liebsten  springt wenigtheater je nach Thema in seiner Heimatstadt Frankfurt am Main am dazu passenden Aufführungsort auf. Der Inhalt der Arbeit bestimmt den Aufführungsort. Der Aufführungsort bestimmt den Inhalt.

«Gut und Böse. Eine Stadt fragt ihre Profis» fand im Polizeipräsidium und neben
der Polizeiwache am Hauptbahnhof im Redlight District statt.

«Die Bleibücher von Frankfurt – Ich weiß, was du glaubst, was ich denke» am in der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt und in einer Moschee zur Aufführung.

Mit «Asking Rhein Main» waren wir im Casino am Hauptbahnhof Frankfurt. 

wenigtheater schafft eine Plattform für gesellschaftlich relevante Geschichten, ist durch die besondere Ortswahl zugänglich auch für den nicht per se Kunstinteressierten, die zufällige Passantin!

BISHERIGE AUFFÜHRUNGS- UND INTERVIEWORTE

Pop-up-Theater:
Casino Hauptbahnhof Frankfurt
Polizeipräsidium Frankfurt am Main, Miguelallee
Hinterhof Moschee im Bahnhofsviertel
Deutsche Nationalbibliothek
Galerie Feld+Haus, Sachsenhausen/Frankfurt am Main

Orte der Stadt, an denen Interviews geführt wurden:
Hauptfriedhof
Hafenamt
Standesamt
Café Maingold
Starbucks
Café am Jugendknast Wiesbaden
Polizeipräsidium
Hinterhofmoschee
in meiner Küche
im Reihenmittelhaus, 1. Stock
in der Werkstatt des Erfinders rückwärtsgewandter Dinge
Firma Crytec, Frankfurt
Gericht
Bordell
am Telefon
Tabel Dance Bar
Kloster
Buddhistisches Zentrum
Opferhilfe


C Inhalt
Sich gesellschaftlich relevanten, aktuellen Themen theatral zu nähern, ist eines der Hauptanliegen von WENIGTheater.

Mit ihren selbst entworfenen Stücken verfolgt die Künstlergruppe um Regina Wenig konsequent ihren Theateransatz: Dokumentation und Collage, die Öffnung zu Stadt - ähnlich den antiken Dramen Athens, die Einbeziehung des öffentlichen Raumes, performative Elemente und Live Musik. Partizipation. Aktualität.

Am Anfang dieser dokumentarischen Arbeiten steht die Zusammenarbeit mit der Künstlerin Nicola Unger; seit dem gemeinsamen Studium in Gießen entsanden immer wieder gemeinsame Projekte, u.a. in der besonderen Dokumentartheater Reihe “Samtmann”.

1

Sich eigenwillig mit Dokumentartheater  auseinander zu setzen sowie eine Plattform zu schaffen für Partizipation, also «die dynamische Manifestation eines Augenblicks von gelebter und geteilter Kunst» (Irit Rogoff ), sind unsere formalen Ziele:


2

Modernes Theaterverständnis
Suche nach neuen, zeitgemäßen Ausducksformen und
modernen Erzählformen

Mit den ästhetischen Mitteln unserer Theaterarbeit wie Collage,
Intermedialität, Auseinandersetzung mit Oralität, Öffnung zur Stadt, Miteinbeziehung des öffentlichen Raumes, Partizipation, performativen Elementen, Live Musik
wollen wir ästhetisch bestehende Spuren weiterverfolgen, dabei aber nicht stehen bleiben, sondern unseren Ansatz weiterentwickeln und künstlerisch weiter verdichten, so dass jedes Projekt mit neuen, überraschenen Ausdrucks- und Erzählformen punkten kann.

An dieser Zielsetzung arbeiten wir uns – wie in unseren bisherigen gemeinsamen Projekten – weiter ab. Wie überrasche ich die Zuschauerin, den Zuschauer noch? Welche Erzählform ist dem Inhalt angemessen?


3

WORTE, WORTE, WORTE... ORALITÄT MEETS SCHRIFTTEXT

Durch die zu führenden Interviews werden sprachliche Momentaufnahmen
der Stadt Frankfurts, Hessens, Deutschlands geschaffen. Durch genaueste Transkription der Interviews werden auch bestimmte Soziolekte und der hessische Dialekt eingefangen.

Mittels Collagetechniken formen wir aus diesen eher umgangsprachlichen Texten einen modernen Theatertext.

Neu ist zudem, dass wir uns von Erzählformen anderer Kulturen,
z.B. aus dem arabischen Raum, inspirieren lassen.

 

4

ÜBER DIE MUSIK

Live Musik hat einen wichtigen erzählerischen Part in unserer Arbeit.
Texte musikalisch zu begreifen.

An diesem musikalische Begreifen des Textes arbeite ich mit dem Jazzmusiker Martin Lejeune. Das Zusammentreffen von Text und Musik  wird weiter entwickeltn: Jenseits einer musikalischen Begleitung der Texte suchen wir nach einem Dialog zwischen Sprache/Sprecher und Musiker, Musik. Auch die Möglichkeit, dass die Musik nochmal andere Dimensionen auf macht als Sprache; z.B. die Philippina fängt im Interview an zu weinen, das kann ich aussprechen oder mir  - während der Performance - mit einer Wasserpistole Tränen ins Gesicht schießen oder eben an Martin und sein Instrument und die Musik abgeben. Dann weint die Gitarre.

Hier treffen sich auch Martin Lejeunes und mein Interesse, Menschen und Geschichten bei los heimat los / worte auf der flucht musikalisch zu begegnen.